Nun fliegen die Bienen wieder aus

Imkern aus Leidenschaft

| Ruth Hafner Dackerman

Der Raps blüht – beste Voraussetzungen, dass die Bienen ausfliegen können. Wenn es nur regnet und kühl ist, gibt es keinen Honig. Ein bisschen Sorgen haben die Imker schon.

Am heutigen sonnigen und warmen Tag herrscht gutes Flugwetter. Die Bienen fliegen in Scharen zu den blühenden Rapsfeldern, holen Nektar. «Die Bienen sind seit einiger Zeit aus ihrer Winterruhe erwacht. Durch das Muskelzittern der Brustmuskulatur und die dadurch entstandene Wärme beträgt die Temperatur in dieser Bienenkugel konstant rund 20 Grad», weiss der Zweidler Imker Fabian Hubli. Wenn es draussen langsam wärmer wird, erfolgt der sogenannte Reinigungsflug. «Die blühenden Weidenkätzchen sind im Frühling der erste Proteinlieferant.» Dieses Jahr sei die Natur zwei bis drei Wochen früher aus dem Winterschlaf erwacht als üblich. Die letzten nasskalten Wochen seien für die Bienen allerdings schlecht gewesen. «Erst ab circa 20 Grad wird beim Raps Nektar produziert. Wenn es während der Rapsblüte nur regnet oder kühl ist, gibt es keinen Honig.»

Fabian Hubli produziert mit seiner Einzelfirma um die 20 Kilo Honig pro Jahr und Bienenvolk. Verbunden ist dies vor allem im Frühling und im Sommer mit relativ viel Arbeit. So müsse er unter anderem schauen, dass seine inzwischen 30 Bienenvölker an verschiedenen Standorten genügend Futter während der Wintermonate hätten. «Im Spätsommer – nach der Ernte des Sommerhonigs - beginne ich, sie genügend zu füttern, denn wir Menschen nehmen den Bienen ja ihren Honig weg.» Je nach Situation müsse auch während des Jahres zugefüttert werden. Im Frühling werden die Völker kontrolliert und erweitert, um ihnen mehr Platz zu geben. «Wenn die Kirschbäume zu blühen beginnen, gebe ich den Bienen einen Honigraum, damit sie zusätzlich Platz haben, um den Nektar einzulagern.» Sobald der Raps verblüht ist, werden die Waben herausgenommen und geschleudert, denn der Honig habe einen hohen Zuckeranteil und beginne schnell zu kristallisieren. Der Sommerhonig besteht hauptsächlich aus Linde, Phacelia und Sonnenblume. «Jeder Honig ist verschieden, sieht anders aus, schmeckt anders.»

Ein Dokfilm war ausschlaggebend

Woher kommt Fabian Hublis Leidenschaft fürs Imkern? «Ich habe vor einigen Jahren eine Doku auf SRF zum Thema Biodiversität gesehen und wollte meinen persönlichen Beitrag dazu leisten.» Hubli besuchte während zwei Jahren nebenberuflich einen Grundkurs und eignete sich vorgängig über Videos auf You Tube sowie mittels Fachliteratur zusätzliches Wissen an. Angefangen habe er mit zwei Völkern. Angst vor Bienenstichen hat der Zweidler Imker keine. «Natürlich werde ich regelmässig gestochen, doch der Schutzanzug ist bei der Arbeit schon etwas hinderlich.» Mit dabei ist jedoch immer der Stockmeissel und der Rauchapparat, der sogenannte Smoker. Bei stürmischem Wetter seien die Bienen eher nervös. «Und bei der Honigernte trage ich immer einen Schutzanzug.» Durch die Rauchstösse des Smokers werde den Bienen suggeriert, dass der Wald brenne. «Sie platzieren sich dadurch auf ihren Waben und verhalten sich eher ruhig.»

Fünfjähriger Sohn teilt Papas Leidenschaft

Die Begeisterung fürs Imkern hat sich inzwischen auch auf Sohn Kilian übertragen. Der Kleine begleitet seinen Vater seit zwei Jahren regelmässig auf den Kontrollgängen und zeigt keine Berührungsängste. «Nur einmal hat mich eine Biene in die Wange gestochen» erzählt der Fünfjährige, während sein Papa ihm den Schutzanzug anzieht. Ja, da habe er schon ein bisschen weinen müssen. Dann zeigt er stolz auf die Kästen mit den 17 Völkern. Noch diesen Sommer bekomme Kilian sein erstes eigenes Volk, bestätigt Fabian Hubli. Dann wird der Nachwuchsimker Herr über bis zu 30 000 Bienen inklusive einer Königin und rund 1000 Drohnen sein.

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