Cyclecars

Glattgedanken

| Christian Ulrich

In der Stadt Zürich sinkt die Zahl der neuzugelassenen Autos, aber es werden immer mehr PS-Boliden und schwere Geländelimousinen gekauft. Zur stadtzürcherischen privaten Mobilität äusserte sich im Tages-Anzeiger vom 11. März der Journalist Patrice Siegrist. Das Thema interessiert auch mich, weil es mich dünkt, dass es bei uns im Zürcher Unterland nicht anders ist. Die Hälfte aller neu gekauften Benziner in Zürich wiegen heute 1,6 Tonnen oder mehr. Das ist doch verrückt. In Paris wären diese Vehikel mehrheitlich Opfer der höheren SUV-Parkgebühren.

Was ich nicht verstehe: In der Stadt, wo Raum und Parkingflächen begrenzt und die Strassen oft eng sind, geht diese Entwicklung doch genau in die verkehrte Richtung. Experten sehen die Ursache für diese Entwicklung im wachsenden Wohlstand. Ein grösseres Auto vermittle Schutz und zeuge von Status. Es gab aber schon anfangs letztes Jahrhundert eine gegenteilige Entwicklung, die mir - etwas modifiziert - auch heute sinnvoll scheinen würde: Die Cyclecars (siehe Internet). Dies waren kleine, leichte, günstige, meist von luftgekühlten Motorradmotoren angetriebene Autos, in welchen häufig zwei Passagiere hintereinander sitzen konnten. In Frankreich waren sie der Versicherungsklasse bis 350 kg zugeteilt. Komfort und Wetterschutz waren minimal; die Speichenräder gaben den Fahrzeugen wohl den Namen. Sie hatten ihre Blütezeit etwa zwischen 1910 und den späten 1920er Jahren. Ihr Ende kam durch immer preisgünstigere Automodelle: z.B. Ford T und Citroën.

Die Besitzer der Cyclecars profitierten damals von geringeren Kraftfahrzeugsteuern und Zulassungsgebühren. Das wäre auch eine Möglichkeit, diesen Fahrzeugtyp wieder auferstehen zu lassen. Verkehrsplaner meinen: Mit einem Elektromotor ausgerüstet, wären diese kleinen Flitzer absolut ideal für den Stadtverkehr. Das sehe ich auch so.

Christian Ulrich

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